Neither trick nor treat, oder: Jank mich fott met de Halloween!

Kürbis FratzeBy 3268zauber (Own work) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Halloween spaltet in Deutschland die Geister. Während die einen den Brauch aus den Vereinigten Staaten, (der seine Ursprünge im gar nicht so weit entfernten Irland hat) gerne in Ihr Repertoire der Feierlichkeiten übernommen haben lehnen andere ihn kategorisch ab. Ich habe mich mal wieder ganz auf rheinische Art für Toleranz („Jede Jeck is anders“) entschieden, kann Halloween aber persönlich nicht so viel abgewinnen.

Wobei ich da differenzieren möchte: Ich mag es, wie Fenster und Hauseingänge zum Beginn der dunklen Jahreszeit mit Jack O’Lanterns geschmückt werden und grundsätzlich ist mir auch jeder Anlass für eine Feier willkommen. 

Was ich aber nicht unterstützen mag ist „Süßes oder Saures“ (engl. „Trick or Treat“). Nicht, weil ich den Kindern die Süßigkeiten nicht gönnen würde. Aber wir haben hier am Niederrhein einen solchen Brauch schon seit Jahrhunderten: das Martinssingen, welches seine Ursprünge gleich hier bei mir um die Ecke hat:

„Ein Beleg für die alte Tradition der Geschenke an Sankt Martin sind die „Martinspfennige“, die bis 1246 in Mönchengladbach an das Kölner Stift St. Gereon, später an den Pfarrer, gezahlt wurden. Noch 1633 ist in Mönchengladbach Martini als Geschenktag lebendig: Die Soldaten auf dem Liedberg (Burg im Kreis Neuss-Grevenbroich) erhielten an Martini 6 Taler und 12 Albi, um den Tag würdig zu feiern. Ein alter Beleg für das Gripschen der Kinder findet sich um 1525 in Köln: Hier zogen die Kinder am Vorabend von Martini singend von Tür zu Tür und erhielten, was vom Essen übrig geblieben war.“
Quelle: Wikipedia 

 Ich möchte einfach nicht, dass dieser schöne, alte Brauch durch die Halloween-Bräuche verdrängt wird. Innerhalb von 2 Wochen (Halloween findet ja in der Nacht zum 01.11., das Martinssingen rund um den Martinstag (11.11.) statt) zweimal singend von Tür zu Tür zu ziehen und Süßigkeiten zu sammeln halte ich aber auch für wenig sinnvoll. Mal ganz abgesehen von dem Hintergrund, der zur Verbreitung von Halloween in Deutschland führte: die Umsatzeinbußen der Karnevalsbranche im Jahr 1991 aufgrund des ersten Irak-Kriegs.

Daher nehmt es mir bitte nicht übel, liebe Halloween-Freunde, wenn es bei uns auch in Zukunft am 31.10. nichts Süßes an der Tür gibt. Und das ich wenig Verständnis für Saures in Form von Vandalismus habe.

Michael Fehr

Ne echte Nüsser Jong (Baujahr 1972), den es nach einem mehrjährigen Gastspiel in Düsseldorf wieder zurück an den wunderschönen linken Niederrhein nach "Kleenebrook" zog. Verheiratet, 2 Kids. Geek by nature. Über diese Seite bringe ich die Beiträge meines Blogs ins Fediverse. Du kannst ihnen dort folgen und gerne auch kommentieren. Die Kommentare erscheinen nach Freischaltung dann auf meiner Website. Wenn Du mir als Person im Fediverse folgen willst, findest du mich unter @fehrnetzt@nrw.social

2 Antworten

  1. Josef Brockers sagt:

    Sehr guter Beitrag.
    Deckt sich bis auf’s i-Tüpfelchen mit meiner einstellung zu Halloween.
    Im vorigen Jahr fragte ich am Vortag zu Halloween die Fraggels,was denn morgen für ein Feiertag sei,Antwort:“ Na, Halloween“ ;)
    So verschwindet immer mehr wertvolles Kulturgut!

  2. ika sagt:

    Die ökonomischen Hintergründe waren mir gar nicht bekannt. Wieder was gelernt. Und es macht mit Halloween nicht gerade symphatischer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert