Quo vadis, Android?
Wer dieses Blog schon länger liest weiß, dass ich ein Anhänger und Nutzer der Android-Plattform bin. Bin, nicht war! Als Geek ist mir offene System Android grundsätzlich viel sympathischer als iOS. Und auch Apple als Firma ist mir nicht wirklich sympathisch.
Und dennoch habe ich mich kürzlich dazu entschieden, auf das iPhone umzusteigen. Die Gründe dafür liegen zum einen darin begründet, dass ich mir meine ohnehin knapp bemessene Freizeit einfacher gestalten möchte – simplify your life!
So habe ich lange probiert, einen für mich einfachen, schnellen und komfortablen Weg zu finden, um meine Musik mit dem Smartphone zu synchronisieren – und zwar mit iTunes. Damit verwalten wir nämlich zuhause unsere ganze Musik seit meine Frau einen iPod nano hat und wie so viele Nicht-Nerds zum ersten mal ein Gadget auf Anhieb bedienen und seine Möglichkeiten nutzen konnte. Läuft einfach! Ganz im Gegensatz zur Synchronisation mit Android. Ich hatte einfach keinen Bock mehr auf das Gefrickele – DoubleTwist zum Beispiel hatte bei mir ständig Performance-Probleme beim Aktualisieren der Datenbank.
Doch zurück zu Android … Es gibt einen weiteren Grund, der meine Entscheidung unterstützt hat: Die Fragmentierung der Android-Plattform. Android hat konzeptbedingt ein Problem, das das iPhone – ebenso konzeptbedingt – nicht hat: Viele Köche verderben den Brei. Bei Android führt diese Binsenweisheit in der Praxis dazu, dass jeder Hersteller von Smartphones meint, sich durch Systemanpassungen vom Rest differenzieren zu müssen. Und Erweiterungen wie HTC Sense haben ja durchaus auch Vorteile für den Anwender. Leider aber auch einen m.E. sehr gravierenden Nachteil: sie müssen bei einem Update des Systems immer separat angepasst werden und verzögern damit die Aktualisierung. Dies ist einer der Gründe dafür, dass Android in Bezug auf die verwendeten Versionen aktuell sehr fragmentiert ist: http://developer.android.com/resources/dashboard/platform-versions.html
Dies ist zum einen ärgerlich für die User älterer Geräte, denen neue Funktionen erst einmal nicht zur Verfügung stehen. Es hat m.E. aber einen viel bedeutenderen Effekt auf Android: Es wird für Entwickler unattraktiver, für Android zu entwickeln. Und viel (kauf-)entscheidender als die Hardware (von der ich beim iPhone eigentlich nie sonderlich beeindruckt war) ist m.E. heutzutage das Software-Angebot eines Smartphones. Das ist auch der Grund, warum ich von Bada und weiteren Plattformen nicht so viel erwarte: wer soll denn für all diese Plattformen entwickeln?
Man muss sich doch einfach mal den Desktop-Bereich anschauen: Die meisten Anwendungen gibt es für Windows. Für OS X und Linux ist Platz in der Nische – aber wer entwickelt darüber hinaus für andere Systeme? Ich glaube, dass sich auch im Smartphone-Bereich dauerhaft nur wenige Plattformen halten können. Aktuell sehe ich hier iOS, Android und für das Business-Segment die BlackBerry-Plattform vorn. Nokia verliert in diesem Segment deutlich an Marktanteil – meines Erachtens, weil man die falsche Betriebssystempolitik fährt.
Während aber bei iOS (Apple) und BlackBerry (RIM) ein Hersteller die Hand über die Entwicklung hält sind es bei Android viele. Und das führt teilweise zu skurillen bzw. für die betroffenen ärgerlichen Entwicklungen bei den Updates der Smartphones.
Google hat das Problem natürlich längst erkannt und will ihm mit technischen Maßnahmen entgegentreten. Ich hoffe aus Sympathie für Android, dass dies auch nachhaltig gelingt. Aktuell war es für mich aber auch ein Grund für den Umstieg auf’s iPhone, denn es gab immer wieder Apps die für Android erst spät oder bisher gar nicht erschienen sind, so z.B. die offizielle App von geocaching.com.
Ich mache den Umstieg also nicht aus Sympathie für Apple, sondern weil das iPhone für mich zumindest aktuell die komfortablere und zufriedenstellendere Lösung darstellt. Dies muss aber jeder für sich selbst entscheiden – ähnlich wie es bei Mobilfunktarifen nicht den besten, sondern nur den individuell am besten passenden gibt.