Assembly Summer 2012 – Kunst, die mir gefällt!
Ich kann mit einigen Kunstformen nicht besonders viel anfangen. Grundsätzlich bin ich ein sehr pragmatischer Mensch, form follows function ist meine Maxime. Daher bin ich im Allgemeinen auch nicht so leicht für Museen und Galerien zu begeistern – es sei denn, es steht wie beim Deutschen Museum die Technik im Mittelpunkt.
Als Kind der 80er, welches mit dem C64 seine ersten Computer-Erfahrungen sammelte, habe ich mich aber schon frühzeitig für Digitale Kunst interessiert. Falls Ihr auch aus dieser Zeit stammt kennt Ihr sicher noch die Intros, die damals vor dem Start insbesondere von Computerspielen gezeigt wurden. Aus dieser Szene heraus hat sich mit der Zeit die Demoszene gebildet, die sich von Raubkopien distanzierte und in der es um den Kunstaspekt der Computer ging.
In den 90ern führte meine Begeisterung sogar dazu, dass ich mir PC und Hardware gezielt für dieses Hobby aussuchte. Für Computerspiele war z.B. die Gravis Ultrasound aus Gründen der Kompatibilität nur bedingt geeignet – für die Demoszene war sie perfekt.
Die erste „große“ Demo, von der ich völlig hin und weg war, war sicherlich wie für viele andere auch Second Reality von der finnischen Demogruppe Future Crew:
[youtube=http://www.youtube.com/v/XtCW-axRJV8]
Die Leistung der Programmierer, Grafiker usw. kann man heutzutage im ersten Moment gar nicht so richtig einschätzen. Man bedenke, dass heute selbst einfache Telefone ein Vielfaches an Prozessor- und Grafikleistung besitzen. Man muss sich vor Augen führen, dass es sich bei den Demos um Darstellungen handelt, die in Echtzeit berechnet werden! Das bedeutet, die Computerprogramme erzeugen die Grafiken und Sounds erst in dem Moment, in dem man sie betrachtet!
Schnell erkannten auch Hardware- und Software-Hersteller, mit wie viel Know-How hier gearbeitet wurde. Große Demo-Wettbewerbe wie die Assembly, aus der Second Reality 1993 als Gewinner hervorging, wurden insbesondere von Grafikkartenherstellern und der Spieleindustrie gesponsored. Natürlich veränderten sich die Wettbewerbe mit der fortschreitenden Entwicklung der zur Verfügung stehenden Hardware. Bei den „großen“ Demos stand mit der Zeit weniger die Ausnutzung der knappen vorhanden Ressourcen im Mittelpunkt als das künstlerische Gesamtwerk, was oftmals Parallelen zur Entwicklung von Musikvideos zeigte.
Bei der Assembly Summer 2012 gab diverse Wettbewerbe wie Gamedev competition, Listening Music competition usw. deren Ergebnisse man hier sehen kann. Glücklicherweise muss man heutzutage den eigenen PC nicht permanent nachrüsten, um in den Genuss der Kunstwerke zu kommen – dank YouTube kann man die Videos selbst auf dem Smartphone betrachten – oder mein Tipp: per AirPlay auf dem Fernseher!
Der Gewinner der Assembly Summer 2012 im „Demo“-Wettbewerb war spacecut von cncd, welches mich leider nicht soooo vom Hocker haut:
[youtube=http://www.youtube.com/v/7PHFz6PHWw4]
Ich kann diesen Kommentar bei YouTube ganz gut nachvollziehen:
I think the music of this (dubstep) was why this won and some humor. I liked more of pyrotec demo.
Mir gefällt das zweit platzierte Demo escape von pyrotech auch deutlich besser:
[youtube=http://www.youtube.com/v/CFO9mifkNEg]
Die technische Faszination ist aber bei den kleinen Werken, die maximal 4k oder sogar nur 1k groß sein dürfen, bei mir nach wie vor am größten. Zur Verdeutlichung: Das sind 4000 bzw. sogar nur 1000 Zeichen Code, aus denen Grafik und Sound hervorgehen! Ich habe zum Vergleich mal die aktuelle Google-Startseite heruntergeladen – sie enthält 110k HTML-Code, also mehr als das Doppelte dessen, aus dem Fireflies von Blobtrox besteht …
[youtube=http://www.youtube.com/v/PDPq9lJSAHY]
… und das 110-fache des 1k-Gewinners Embers von TDA:
[youtube=http://www.youtube.com/v/dgDlqC19kss]
Faszinierend, oder?